Ein Wald im neuen alten Gewand
Ein Stück Erde, das im vorigen Jahrhundert mühsam von Menschenhand wirtschaftlich nutzbar gemacht und damit fast zerstört worden ist, darf gesunden: Die Climate Concept Foundation vernässt in Schleswig-Holstein in Ritzerau ein ehemaliges Waldmoor wieder. Bei diesem Klimaschutzprojekt haben Stiftung und Kooperationspartner zwei Aspekte im Blick: Zum einen schädliche Treibhausgase zu reduzieren, zum anderen die Artenvielfalt zu fördern.
Fremdbestimmt und „ausgenutzt“
Auf den ersten Blick erscheint der Wald im Forstort Ritzerau wie ein gewöhnlicher, der Holzwirtschaft dienender Forst. Doch seit kurzem kommt Bewegung in die Region bei Mölln.
Denn dieser Wald war ursprünglich kein Nutzwald und an einigen Stellen zeigt die Natur noch Anzeichen einer ganz anderen und walduntypischen Vegetation. Hier ist es extrem nass und Wollgräser blühen, kleine Birken versuchen sich im moorigen Bereich zu halten und das moortypische Torfmoos (Sphagnum) breitet sich in den feuchteren Gebieten aus. Dieser Zustand verdeutlicht, dass hier mehr als nur ein Wald ist und war, nämlich ein Waldmoor. Ritzerau ist eine vorhandene Kohlenstoffsenke und ein seltenes Ökosystem, eine besondere und schöne Welt.
Alte Narben heilen
Doch diese wird bedroht von der ständigen Entwässerung des Gebietes. Um den Wald besser nutzen zu können wurden in der Vergangenheit Gräben gezogen und das Wasser abgeleitet. Somit konnte der Forst leichter bewirtschaftet werden, jedoch zerstörten diese Maßnahmen beinahe ein unvergleichliches Ökosystem. Deshalb renaturieren wir dieses ab Herbst 2015 – in Kooperation mit dem Stadtwald Lübeck und der Naturschutzstation Lauenburgische Landschaften und mit finanzieller Unterstützung der Kreissparkassenstiftung der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg.
Mit Schaufel und mit Bagger
Um den Standort Ritzerau wieder zu einem ausgewogenen Moor entwickeln zu können, müssen Dämme aufgeschüttet und Gräben verfüllt werden. Diese Maßnahmen halten das Wasser in der Fläche und lassen den Wasserspiegel ansteigen. Somit können sich moortypische, bedrohte Arten wieder ausbreiten wie bestimmte Libellen und Schmetterlinge. Auch sie sind auf diesen speziellen Lebensraum angewiesen und bekommen damit die Möglichkeit, sich wieder zu vermehren und zu überleben.
Eine Chance für den Klimaschutz
Dieses Waldmoor ist nicht nur für den Artenschutz ein wichtiger Naturraum, sondern auch für das Klima. Denn Torfmoose (Sphagnum) speichern CO2, das andernfalls durch Trockenlegung austritt und permanent die Atmosphäre belastet. Nur feuchte und intakte Moore halten das CO2 im Boden und bauen es sogar noch in neue Pflanzen ein um es dauerhaft zu binden.
Natur tanken und Seele baumeln lassen
Von der Realisierung des Projektes profitieren neben Flora und Fauna auch naturinteressierte Spaziergänger. Die außergewöhnliche Landschaftsform fasziniert Jung und Alt. Daneben unterstütz Ritzerau als Anschauungsbeispiel die Umweltbildungsarbeit der Naturschutzstation Lauenburgische Landschaften. Gastierende Schulklassen und Besuchern können hier erleben, wie ein Moor wiedererwacht.