Forschungsprojekt „NaWi“: Ein Verbundprojekt der Universitäten Göttingen, Freiburg und Konstanz
Wie passen sich Buchen an Klimaveränderungen an? Wie werden Buchenwälder in der Zukunft aussehen? Um dieser Frage nachzugehen, müssen Forscher*innen die gegenwärtige Situation der Wälder besser verstehen.

Dafür messen sie unter anderem mithilfe solcher Laserscannings ihre Bestandesstruktur und beschreiben, mit wie viel Blattmaterial der jeweils betrachtete Raumausschnitt befüllt ist und wie komplex die Struktur des Waldes ist.
Buchenwälder benötigen ein gemäßigtes und feuchtes Klima, was sie in Europa heimisch werden ließ. Sie sind in der Lage, sich auf ganz unterschiedlichen Bodenstandorten anzusiedeln. Buchen sind sehr konkurrenzstark, das heißt, sie behaupten sich gut gegenüber anderen Baumarten.
Heute sind noch gut sieben Prozent der Flächen in Deutschland von Buchenwäldern bedeckt. Es gibt sie nahezu nur in bewirtschafteter Form. Die Konzepte ihrer Nutzung sind dabei unterschiedlich. Buchenwälder sind Klimaschützer, stellen ein bedeutendes kulturelles Gut dar und sind gleichzeitig von großem wirtschaftlichen Wert. Lange hielt man sie für besonders klimaresilient. Die trockenen und heißen Sommer der vergangenen Jahre stellen ihre Bestände jedoch vor große Herausforderungen. Immer häufiger kommt es durch das vorzeitige Absterben einzelner Bäume zur Öffnung der Kronendächer und damit zu einer beginnenden Auflösung der Buchenbestände.
Bislang ist ungeklärt, ob und wenn ja, inwieweit die Waldstruktur als Ausdruck bestimmter Bewirtschaftungs-konzepte – in Zusammenhang mit einer unterschiedlichen Nährstoffversorgung des jeweiligen Standorts – erhöhte Vulnerabilitäten der Buchen gegenüber abiotischem und biotischem Stress bedingt. So könnten unterschiedliche Nutzungsintensitäten, die sich in bestimmten Waldstrukturen manifestieren, unterschiedliche Anpassungsfähigkeiten der Buchen zur Folge haben.
Vergleich von bewirtschafteten Wäldern und Naturwäldern
Forscher*innen der Universitäten Göttingen, Freiburg und Konstanz vergleichen Naturwälder und bewirtschaftete Buchenwälder mit der Frage, inwiefern Eingriffe des Menschen in die Waldstruktur die Anpassungsmechanismen der Buchen beeinflussen. Sie untersuchen vier Ausprägungen der Durchforstung: von stark, mäßig und kaum bis hin zum gänzlich unbewirtschafteten Naturwald (Sekundärwald). Drei Jahre lang sind sie dafür in Buchenbeständen von vier Bundesländern unterwegs. Das Besondere an „NaWi“ ist, dass erstmalig Wirtschafts- und Naturwaldflächen auf bundesweiter Ebene miteinander verglichen werden.

Blick in den Wald von morgen
Dieses ausschnitthafte „Labor“ ausgewählter Waldflächen bietet sehr gute Einblicke in die Waldentwicklung unter sich veränderten klimatischen Bedingungen. Die heute schon von wenig Niederschlag gekennzeichneten Flächen in Sachsen-Anhalt geben bereits jetzt einen Einblick, wie sich Buchenwälder in Zukunft unter Trockenstress verhalten werden. Daraus lassen sich wichtige Schlüsse für die Bestandsflächen, die heute an anderen Standorten klimatisch noch verhältnismäßig gut dastehen, gewinnen. Das sind beispielsweise die mit vielen Niederschlägen und einer guten Nährstoffversorgung der Böden ausgestatteten Flächen in Schleswig-Holstein.

Auf Basis dieses Forschungs-designs erarbeiten die Forschenden statistisch abgesicherte Ergebnisse, mit denen langfristige Trends der Entwicklung von Buchenwäldern erfasst werden können.In etwa drei Jahren werden die über die Szenarien entwickelten ErkenntnisseWaldbesitzerinnen in wesentlichen Verbreitungsgebieten der Buche als anwendungs-freundliche Produkte via Internet-Applikationen zugänglich gemacht.
Buchenwald bei Lübeck/Schleswig-Holstein © Knut Sturm
Sie sollen dazu beitragen, die so unverzichtbare CO2-Senkenfunktion von Wäldern im Kontext des Klimawandels räumlich explizit darzustellen.
Die Forscher*innen möchten mit ihrer Arbeit vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte zur Waldschadens-situation stärker ins Bewusstsein rücken, das Wälder einen unverzichtbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Daraus gehen wichtige Fragen hervor: Was können und wollen wir zukünftig von unseren Wäldern erwarten? Welche Wege gibt es, Wälder langfristig zu stabilisieren und gleichzeitig mit ihnen zu wirtschaften? Wie kann es mit einer angepassten Forstwirtschaft auch unter den zukünftigen Umweltbedingungen möglich sein, Kohlenstoff in Wäldern effektiv zu speichern und gleichzeitig Holz zu produzieren?

Laufzeit des Forschungsprojekts: 08/2019 – 12/2022, gefördert von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR)